Erlebnisse eines Covid19-Virus
Gar viele sind vor mir geflohn.
Ich weiß nicht mal genau: wovon?
Sagen jedenfalls die Sarkasten,
die fragen ganz bigott: was hasten?
Oder heißen sie vielleicht Sarkianer?
Warn das etwa Neger oder Indianer?
Na, mit Bildung hab ich´s wirklich nicht:
an Synapsen war für mich dann Schicht
bis jetzt noch kurz bevor dem Hirn,
(Ist das das Graue hinter einer Stirn?)
sagen jedenfalls die Professoren,
die manches Graue schon verloren,
weil sie die Staatenlenker
mit einem Gedankenschlenker
komisch erst beraten müssen.
Toll, ich könnt sie dafür küssen
geradewegs bis auf den Mund.
Dazu brauch ich keinen Grund.
Meine Eltern sind schon lange nicht mehr da,
vielleicht sind sie irgendwo in Afrika.
Sie haben mich früh auf meine Füße gestellt
und mich hineingeworfen in diese Welt,
damit ich selbst zurande kommen muss.
Mama Covid gab mir zum Schluss
ganz bedeutsam einen Kuss
und Papa sprach von einem Vermächtnis,
das ich ohne große Vorkenntnis
an den Menschen anzuwenden hätte.
Zum Mundabwischen bräucht ich keine Serviette.
Also ging ich in die Welt hinaus,
wohnte mal in einer Fledermaus
oder einem hart geschuppten Gürteltier,
das war ganz und gar nicht mein Quartier
und als Wirtsleut gar nicht so mein Ding,
denn die machten nur noch Xing Ling Ping.
So suchte ich mir einen neuen Wirt,
vielleicht in Deutschland. Ob das was wird?
Jetzt hab ich hier seit ein paar Stunden
einen neuen Wirt gefunden,
in dem ich´s mir gemütlich machen kann.
Sie ist, so weit ich weiß, kein Mann.
Sie ist erst fünfzehn, grad so alt wie ich
und ich mag sie beinah so wie mich
und hab mich einfach unbefristet
bei ihr behaglich eingenistet.
Jetzt weiß ich auch, wie sie so denkt
und ihre Gedankengänge lenkt
angesichts - da denke ich wie sie -
einer globalen großen Pandemie.
(Als wäre das was Schlimmes!)
Sie sagt: noch bestimme ich es
was ich tu und was ich mache!
Du armes Ding, dass ich nicht lache!
Auch du, so gerne ich dich mag,
wirst mir gehorchen Tag für Tag,
wirst nicht in deine Schule gehen
und Discos nur von außen sehen.
Auch Demos finden nicht mehr statt
und leer sind Straßen in der Stadt.
Die Menschen sind ganz krank und stumm
und laufen einsam und maskiert herum.
Alles ist öd und auch verwaist.
So – damit du es nur weißt
was ich kann und was ich will!
Sie ruft: das ist nicht mein Stil!
Sie spricht von einer großen Chance
mit der darin enthaltenen Balance,
das Große neu zusammenfügen
und sich in keine Tasche lügen
von wegen Geld und Macht und SUV!
Du naives Ding: das glaub ich nie!
Ich bin für Disco, Fußball, Demonstrationen
wo die Menschen zu Millionen
dicht an dicht zusammen sind
in tausend Reihen, gleich gesinnt.
Wo sie schwitzen, husten, keuchen
und sich vermehren mit den Seuchen.
Das ist mein magisch Lebenselixier,
zu diesem Zwecke bin ich hier
und nicht ergründen, was die Welt
in ihrem Innersten zusammenhält!
Ich bin nicht hier auf Erden
damit die Menschen besser werden!
Wieviele seid ihr, wieviele Millionen,
die in hunderttausend Menschen wohnen?
Millionen? Wir sind hundert Milliarden,
die alle auf Vermehrung warten.
Erst wenn wir alle angesteckt
und unsre Pläne ganz vollstreckt
wird aus unserer Vision
eine gelungene Mission.
Eine Mission – etwa die Welt zu retten?
Wirklich nicht! Wollen wir wetten?
Nun, dann weiß ich eine List
wie das leicht zu ändern ist.
Irgendwann wird euch die Welt zu klein
und ihr seid mit eurem Hunger ganz allein.
Was haltet ihr, das ist kein Traum,
von einem Covid19- Weltenraum?
Klingt nicht schlecht, meine Kleine,
bin ich dann auch nicht alleine?
Ach was – du find´st bestimmt ganz bald schon
was auf der Venus und dem Orion.
Bestimmt ist dort so eine – so wie ich...
Meinst du – sie liebt gewiss nur mich?
Todsicher. Und eigentlich noch schlimmer:
sie wird dich lieben, ewiglich und immer!
So – der Abschied von dir fällt mir schwer…
Weißt du, ich find´ die Menschen ziemlich nett
mit ihrer seltsam schönen Musikalität,
wie sie selbst in ausweglosen Situationen
mit Töpfen klappern auf ihren Balkonen.
Doch eines muss ich dir noch sagen
zum Abschied, darf ich´s wagen,
dir einen Kuss zu geben?
Um Gottes willen – lass mich leben!
Ach der – ob ich mich ganz neu definiere
und den mal schnell auch infiziere?
Vielleicht trägt er dann Mund- und Nasenschutz,
und sei es nur aus Eigennutz…
Nun verlasse ich die Beste aller Welten
mit ihren Heldinnen und Helden
und ziehe ohne Kuss
zur verführerischen Venus
und dem hellen Orion.
Ich weiß: Undank ist der Welten Lohn.