Gerhard Roth Schriftsteller, Lyriker, Reimedrechsler, Wortverwechsler
Gerhard Roth    Schriftsteller, Lyriker, Reimedrechsler, Wortverwechsler  

Leseprobe

LiebesSturm

 

 

Dein Regen rauscht in den Mittag hinein

und füllt meine Seele wie ein leeres Fass,

von Dir laufe ich über und bin nicht allein

und fühle mich voll und fühle mich nass

 

und spüre den kommenden Sturm in mir

mit Regenpeitschen über mich jagen.

Ich höre brausend Dein Windsbrautgetier

auf meiner nackten Haut schon schlagen

 

mit trommelnden, herrischen Tropfenschnüren

und horche schon auf Deines Sturmes Schritt

in meinem Haus mit krachenden Türen

 

und wehst auf mich mit rauschender Gebärde

mit Fahnen aus Wind und reißt mich mit

und schwemmst mich fort wie schlammige Erde.

 

 

 

Meerland

 

Warum, Meer, schlägst du an meine Küste

mit deiner harten Hand,

fragt das Land.

Warum machst du mich hohl

mit deinem Wellenband?

 

Ich weiß wohl.

Doch, wenn ich nur wüsste,

was ich dir jemals angetan

außer meinem Stehen?

Ich spüre deinen Wasserwahn

fressend in mich gehen.

 

Du machst mir eine Schöngebärde

unter deinem Sonnenblau,

doch nächtens trau

ich dir nicht

mit deinem freundlichen Gesicht.

Du willst nur meine Erde.

 

Du willst mich kleiner machen

als ich eh schon bin.

Ich hör dich lauter lachen:

Wer war der Urbeginn?

Du oder ich?

Du oder ich!

 

Du mit deinem Wasser,

das erkaltend blasser

wird an mir.

Du bist ein Inselhasser!

 

Ich öffne manchmal meine Tür

an meiner Küste

und geb dir Sand zum Spielen.

Wenn ich nur wüsste,

mit wie vielen

Wasserkindern, den schnellen,

deine bogengroßen Wellen

zu mir zum Spielen kommen.

 

Mich macht es ganz beklommen,

weil sie mich zum Burgenbauen

immer wieder untertauchen.

Ich kann ihnen nicht trauen,
weil sie mich missbrauchen.

 

 

 

Wiederkehrender Flug

 

So spielt ein Kind mit seinem bunten Ball

und weiß nichts um seines Grundes Niederfall

und seines Wiederkehrens in die kleinen Hände.

Es weiß nicht um des Fallens Anfang und auch Ende

 

warum der Ball so ist. Es fühlt nur: rund

und bunt, wie Kinder eben fühlend spielen

und ahnt vielleicht erst später von den Zielen

dieses Balles Bahn. Und im Erkennen jenen Grund,

 

warum diese Hände diesen Ball so fassen

mit ihrer kleinen Finger weichem Fang.

Kinder können nicht mit Balles Flug sich so befassen

 

als wüssten sie´s, warum die bunten Dinger fliegen

aus ihrer Hände Überschwang;

und müssen nur den Ball im Fallen kriegen.

 

Druckversion | Sitemap
© Gerhard Roth