Leseprobe
Weich und weiß und voll Verlangen
seh ich Dein Sehen an Dir tragen
mit meinem Mit. Ich fühl mich so gegangen
von Dir und milchig so beschlagen
wie eine Scheibe heiß angehaucht,
als hätten Kinder im Winter
ihren Atem nur für dies verbraucht.
Ich spür Dein Fühlen mehr als das. Dahinter
bin ich wie ein Duftgehör
mit allen meinen Sinnen.
und bin doch nur das Zubehör
für Deinen frauenhaften Duft,
den Du verströmst, so ganz von innen
wie Rosen sich hingeben an die Luft.
Gartenallegorie
Ein Gräserpfad geht durch das dunkle Grün,
an dessen Ende Sonnen sich bemühn
durch Fliederbüsche dringen bis zu diesen Gittern.
Wie furchtsam Blätter vor der Helle zittern
und sich nicht trauen aufzublühn.
Drei Birken ragen dort weißschwarz so schlank
und nicken mit Wipfeln dem Lichte zum Dank
im Frühlingswind, zaudernd, ein wenig scheu
und sind dann am Abend so hell und so neu,
als wüssten sie dies von unserer Bank.
Und nachts warten alle Blüten auf unser Kommen
und haben vom Tag die Düfte aufgenommen
und bewahren sie heimlich in ihrem Kelch
für unser nächtliches Gehen ganz allein. Welch
ein Schauen ist uns im Garten überkommen!
Gelbe Mondrosen
Gehen wir nächtens lang in unserm Garten? Wie
Einsam zu zweit? Sind wir an jene Plätze gestellt
Lautlos? Wachsen wir in dem Erwarten wie
Büsche, deren Früchte für Vögel vergällt
Einmal kostend tödlich sind? Ach, mein gelber
Mond – werde weiß und hell und jene gelber Sonnen
Ordnung rufend! Ich weiß, in der Nacht bin ich mir selber
Nächtens näher, als hätt ich vorher meinen Tag begonnen
Durch dich. Und könnte endlich wieder blühen
Rein in dir. Wie der roten Rosen Metamorphose
Offen für aller Farben grelles Glühen
So ist. Ich bin tagsüber eine Herbstzeitlose:
Ein wenig lila, gelb – unscheinbar wie diese,
Nicht sichtbar nächstens auf der Vollmondwiese..